Ambiguitätstoleranz oder der Mut zu Verdrossenheit, Unmut und Zumutung
Ein Beitrag von Alexander Höhn
Nicht nur als Führende leben wir in unsicheren Zeiten.
Ewige Wahrheiten stellen sich selbst in Frage und der Boden unter den Füßen scheint zu schwanken.
Wird sich ein großer Krieg vermeiden lassen?
Werden wir die klimatischen Veränderungen und deren Konsequenzen eindämmen können?
Steht unser auf stetes Wachstum ausgerichtetes Modell grundsätzlich infrage?
Inwiefern bin ich individuell verantwortlich?
Was mache ich mit den mindestens ambivalenten Gefühlen, die sich in mir auftürmen?
Wie steuere ich diese in meiner Familie, meinem Freundeskreis, meiner Organisation - innerhalb des Teams, dessen Wirkung ich verantworte?
Ist es nicht besser, sich nur auf den Alltag zu konzentrieren, die Fährnisse der oben erwähnten Themen ausser Acht zu lassen?
Das gute und prosperierende Leben zu beschwören, das wir Babyboomer seit Jahrzehnten zu leben in der Lage sind?
Die Zweifel mit Verve und Wohlstand zu vertreiben?
Was könnte eine Alternative sein? Panik? Aktivismus? Fatalismus?
Aus meiner Sicht gibt es möglicherweise Alternativen:
1. Den Metafaktoren klar begegnen:
Der Klimawandel ist Realität. Die Komplexität der gegenwärtigen Welt erhöht sich. Eherne Werte wandeln sich, zum Beispiel transformieren patriarchale Paradigmen zu mehr Gleichheit und rufen gleichzeitig Ängste, Ärgernisse und Aggressionen hervor.
2. Hier kann ich einen klaren Standpunkt einnehmen.
Schlicht von Dietrich Bonhoeffer lernen: Mich meiner Werte vergewissern und dem Schicksal in die Speichen greifen.
3. Täglich mich mit meinen Gefühlen konfrontieren, Empathie mit mir lernen, mich lernen zu akzeptieren in meinen Freuden und Leiden, meinen Zweifeln und Ängsten.
4. Und in dieser Wahrhaftigkeit Räume eröffnen, darüber zu sprechen:
Mit meinem*r Partner*in, meinen Kolleg*innen, meinen Freund*innen.
5. Um so zu klarer Handlungsfähigkeit zu kommen, die emotionale Reife voraussetzt, bedingt.
Um an einer menschlichen, wirtschaftlich sinnvoll agierenden Welt teilhaben zu können und meinem Leben Sinn zu verleihen.